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New Towns For Migrants /
Ghettoisierung

 

1. Leistet das Projekt nicht der Ghettoisierung der Ankommenden Vorschub ?

Hier scheint es mir wichtig, dass wir uns über den Begriff der Ghettoisierung ver­ständigen. Die klassischen Ghettos sind in der Regel abgeschottete Bereiche einer Minderheit innerhalb der Mehrheitsgesellschaft, die nicht auf Wunsch und Frei­willigkeit der Minderheit beruhen, sondern der Mehrheitsgewalt geschuldet sind. Sie dienen vor allem dazu, die Minderheit so zu segregieren, dass sie kei­nen bzw. keinen unbehinderten Zugang zu den gesellschaftlich längst erreichten Standards an Bildung, Arbeit, Wohnen und Lebensmittel sowie sozialem Mit­einander finden kann.

Die modernen Zwangsansiedelungen ethnischer und religiöser Gruppen etwa in den USA (Stichworte: Chinatown; Bronx, Harlem; banlieues) fußen im Regelfall nicht auf der Freiwilligkeit jener, die schon der gemeinsamen Sprache, Kultur und Lebensumstände wegen zusammenziehen (obwohl das durchaus ein Motiv sein kann), sondern auf implizit sozial-ökonomischen sowie explizit legislativen Segre­gationszwängen.

Unser Projekt hat eine ganz andere Absicht. Es geht um den Versuch, die Inte­gra­tion (die vor allem psychologisch als „Problem“ angesehen wird) für Ankom­mende wie für Ansässige zu erleichtern oder überhaupt erst zu ermöglichen. Dort, wo kleine Kommunen sich in der Lage sehen und bereit dazu sind, Neuan­kömm­linge in „verkraftbarer“ Zahl aufzunehmen, gelingt die Integration zu­meist ohne­hin friktionsarm. Die wirkliche Herausforderung liegt dort, wo in gro­ßen Ballungs­räumen weder die notwendige Infrastruktur noch die mehrheitsfä­hige Bereit­schaft der Ansässigen vorliegt, große Migrationsströme aufzuneh­men. Dem soll durch großzügige städtebauliche Maßnahmen Rechnung getra­gen werden. Die Überlegung dabei ist, durch das Mitsprache- und Gestaltungs­recht der Ankom­menden eine für sie jeweils passende Umgebung zu schaffen, in der sie sich ange­nommen fühlen können. Die gleichzeitige Ermutigung an die Ansässigen zur frei­willig gestalteten Kontaktaufnahme bis zu einem möglichen Hinzug soll das wechselseitige Integrieren erleichtern und dazu führen, Ängste abzubauen.

Um jede Möglichkeit einer Ghettoisierung auszuräumen, haben wir in unserem Grundsatzpapier extra auf die Notwendigkeit hingewiesen, vor allem bei abseits gele­genen Neugründungen für eine intakte Verkehrsanbindung an die nächst gelegenen größeren Kommunen zu sorgen.

Zwischenüberschrift


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(C) Die Autoren changed: 24. Januar 2016