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Workshop November2019

 

Jenseits von Auszeit:

Warum wir neue Klöster brauchen

  • Eine mehrtägige Motivensuche, Workshop, Kreativreise, Dialoggruppe zu den Klöstern der Zukunft
  • Kloster Natursinne Zöbern * Freitag 15.11. 10 Uhr bis So. 17.11. 17 Uhr
  • /Ablaufplan
Der Umbau des ehemaligen Berghotels zum Kloster Natursinne nähert sich der Vollendung. Im Sommer haben bereits mehrere Treffen mit Interessierten stattgefunden, in denen die Transformation des Ortes vorweggenommen und das Funktionieren der Idee getestet wurde. Einer Idee, die immer wieder in vielen Köpfen herumgeistert, aber hier durch das Zusammentreffen glücklicher Umstände und das entschlossene Engagement der GründerInnen pionierhafte Realität wird: Einen Ort nach dem Muster der alten Klöster zu schaffen, aber ohne Gurus und religiöses Dogma; eine Gemeinschaft von Menschen die beginnen ein neues Kulturmodell zu leben.

Bereits zum vierten Mal eröffnen wir nun den Raum für ein Kloster auf Zeit und laden ein, gemeinsam die vielfältige Realität dieses neuen Lebensmodells zu erfahren und mitzugestalten. Jedes Mal haben wir neue Erkenntnisse gewonnen und uns weiterentwickelt. Dabei sind auch spezifische Projekte entstanden, wie zum Beispiel das [klausur] - Projekt, dem es um die Grundlagenarbeit für eine Welt künftiger Klöster geht. Das Novembermeeting wird gestaltet und durchgeführt von dieser Arbeitsgruppe, soll aber für alle Interessierten offen sein. Erstmals wird eine spezifische Thematik im Mittelpunkt stehen, und sie lässt sich folgendermaßen beschreiben:

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"Jenseits von Auszeit" klingt zunächst wie eine Provokation, denn der Ort "Kloster Natursinne" bietet ja Menschen gerade Auszeiten und Rückzugsmöglichkeiten an. Dies ist freilich nur möglich, weil wir als klösterliche Gemeinschaft so etwas spüren wie eine uns verbindende Aufgabe, eine Arbeit die wir tun müssen - und sei es "nur" das, Freiräume für heilsame Auszeiten zu schaffen. Das Gestaltungsmuster "Kloster" ist im Tiefsten mit einer solch einer gemeinsamen Berufung zu einer Aufgabe verbunden. Und es wird heute zunehmend aktuell, weil immer mehr Menschen der Sinn in ihren Tätigkeiten abgeht. Dies drängt viele von uns, den Rahmen unserer Lebensgestaltung zu hinterfragen und möglicherweise neu zu kreieren

Wir verstehen die Bildung von Klöstern und die Reaktivierung der Klosterkultur als Ausdruck eines tiefen Unbehagens an einer Welt, der bei allen Betriebsamkeit und Hektik zunehmend jede Legitimation, Wahrheit und Kohärenz verloren zu gehen scheint. Wir reagieren darauf weder mit pseudopraktischem Aktivismus noch mit gleichgültigem Zynismus, setzen auch nicht die Scheuklappen des hedonistischen Konsums oder der kleinen heilen Beziehungswelt auf. All die vielen Freiheiten die wir heute in unserer vergleichsweise unendlich privilegierten Position in Anspruch nehmen können, erscheinen uns schal, wenn sie nicht Bezug nehmen auf eine Welt, die von uns allen eine fundamentale Transformation fordert, deren Nichtgelingen barbarische und katastrophale Konsequenzen bedeuten würde - wo wir aber gleichzeitig tief im Herzen spüren, dass ein anderer, lebendiger, erlöster Zustand dieser Welt und von uns in ihr möglich ist.

Klöster sind zu allererst Orte des Innehaltens, des Nachdenkens, des Hinhörens. Ihre Gestaltung ist getragen zunächst von den Bewusstsein, dass unser Verstand alleine uns nicht helfen kann, die alten eingespielten Muster in denen wir gefangen sind aufzulösen, wiewohl wir auch nicht auf ihn verzichten können, ohne unser Menschsein zu verlieren. Wir brauchen die Stille, die Aufmerksamkeit, die Achtsamkeit für Inspirationen und das Hören der leisen Botschaften der Lebendigkeit; wir brauchen die Zeit und die Muße zum sinnvollen Zusammensetzen der komplexen Lösungsmuster; wir brauchen die Werkstatt und die Felder zum geduldigen Ausprobieren und Beobachten dieser Muster. Und wir brauchen die Gemeinschaft, denn nur durch sie hindurch kommt die große Verbundenheit, das große Spiegeln, das große Erinnern an unsere höheren Möglichkeiten zu uns ."

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Darum also geht es. Wir richten den Blick sowohl in die Vergangenheit, in Entstehung, Geschichte und Organisation der Klöster, wo wir einen unerschöpflichen Reichtum an Möglichkeiten und Erfahrungen entdecken, wir kombinieren sie aber auch mit den Einsichten und Errungenschaften der Gegenwart, um zuletzt über die Entfaltungsmöglichkeiten des klösterlichen Ideals auf der Höhe der Zeit hin in eine Zukunft voller Aufgaben und Herausforderungen zu spekulieren. Wir beginnen so mit der Erstellung einer geistigen Landkarte und ahnen die Vielzahl möglicher Entwicklungen. Wir kehren zurück in die Gegenwart und werden uns der nächsten Schritte bewusst und des unendlich wertvollen Geschenks, dass wir einen Ort haben, anzufangen.


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(C) Die Autoren changed: 12. Oktober 2020