Theoriekultur - Wiki
Editorial
 

November 2010



1.

Entstehung

Das Projekt "Theoriekultur" dient der Fortführung und Ergänzung der Aktivität, die mit dem Symposium "unsichtbare Intelligenz" und dem Social Network "Kollaboratorium" begonnen wurde.

Damals schrieben wir zur Intention: Die kritische Intelligenz ist in einer Gesellschaft, die über massenmediale Belanglosigkeiten und Moden mehr wissen will als über die Gründe prekärer Lebenssituationen, zunehmend unsichtbar geworden. Damit ist eines der wesentlichsten Alarmsysteme der Gesellschaft brachgelegt worden und verschwindet auch Kompetenz zur Kritik. Um diesem Missstand bzw. dieser Anomalie Abhilfe zu schaffen, wurde das Symposium „Unsichtbare Intelligenz" abgehalten. Das Kollaboratorium setzt dessen Intention fort und widmet sich dem Wahrnehmen und Vernetzen von durchaus verschiedenen Formen kritischer Intelligenz und setzt einen großen Respekt aber auch den Willen zur argumentativen Auseinandersetzung miteinander voraus. Wichtiger ist es durchzublicken zu lassen was man nicht weiß, aber wissen will, als wer recht hat. Wichtig ist es zu erkennen, dass nur die gegenseitige Ergänzung einer Fülle von Perspektiven uns näher an das heranbringt was gemeinhin Wahrheit heißt - daß aber die Aufgabe des Anspruchs auf Wahrheit einen wichtigen Teil der Inhumanität der herrschenden Verhältnisse ausmacht.

Aus Anlass des Abschlusses und der Frage der Nachhaltigkeit des Projektes haben wir an einer Idee gearbeitet wie das Anliegen des Projektes, das zugleich in der Sichtbarmachung und in der Qualität von kritischer Theorie, visionärem Entwurf und praktischer Umsetzung unkonventioneller Vorhaben liegt, am besten weitergeführt werden kann.

Die Idee ist folgende; es soll ein Raum zur Verfügung stehen - Im Sinn eines Online - Publikationsforums - das der schrittweisen Ausarbeitung von Texten dient, die offen in einer Gemeinschaft von Peers diskutiert und verbessert werden können - jenseits des akademischen Profilierungszwanges, und auch jenseits feuilletonistischer Beliebigkeit.

Dieser "Open Theory" Prozess kann vielleicht ganz gut so charakterisiert werden, dass er das scheinbare Unding einer "solidarischen Kritik" zu verwirklichen sucht. Das bedeutet, ich nehme den Anspruch den ein Autor oder eine Autorin an Wahrheit oder Gestaltung seines Werkes stellt, radikal ernst und trage keinen externen Anspruch an ihn oder sie heran. Kritik hat keinen externen Maßstab und der Mühe der Kritik unterzieht man sich, weil der/die Kritisierte im Universum der notwendigen Projekte vielleicht genau das verfolgt, wozu man selber keine Zeit und Energie oder sonstigen Voraussetzungen, aber zumindest woran man selbst ein gehöriges Interesse hat.

2.

Community



Das war ja der Ausgangspunkt der "unsichtbaren Intelligenz": dass es Menschen die nicht einfach gängige Ansichten kopieren oder reproduzieren, sondern im besten Sinn des Wortes original (nicht zu verwechseln mit dem beliebten und verdächtigen "originell") denken, im Bereich der Wissenschaft und der Öffentlichkeit einen schweren Stand haben.

Ihnen sollte eine moralische und praktische Unterstützung zuteil werden, und idealiter wäre das eine Community von Menschen die sich einander wechselseitig öffnen in diesem Bemühen, original und wahrhaftig zu sein. Idealiter wäre diese Community ein Ort an dem sich Ideen gebären, Richtungen formulieren und Projekte durchführen lassen in einer unterstützenden und anregenden Atmosphäre.

Hier ist nun ein Versuch, in diese Richtung zu gehen, verbunden mit der Aufforderung an Euch, die Idee dieser Community weiterzutragen und auf die Suche zu gehen nach den wirklich ernsthaften und vielversprechenden "Talenten", die sich mit gutem Grund in der veröffentlichten Meinung nicht wiederfinden und in den offiziellen Biotopen des Geistes nicht zuhause sind.

3.

Verfahren

Im Grund ist die Idee, dass jedes Projekt drei Phasen durchläuft:

  • einmal die Phase einer Entdeckung oder Idee, worum es gehen könnte und was die verfolgenswerten und zu klärenden Fragen angesichts dieses Gegenstandes sind.
  • dann die Formulierung einer Absicht oder eines Abstracts, bei dem das Vorhaben dann schon konkrete Gestalt annimmt
  • Zuletzt die Phase des Projektes selbst.
Die Form des Wiki garantiert maximale "Haltbarkeit" und Einfachheit des Formates, Annotation erfolgt nach noch zu entwickelnden Konventionen. Wir hoffen auch bald einen Wiki Crash Course anbieten zu können.

Franz Nahrada

(C) Die Autoren changed: 3. Dezember 2010