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Geht Planwirtschaft

 
aus einem Protokoll eines Stuidienzirkels um Freerk Huisken:

http://www.fhuisken.de/AuR 4korr.pdf

Argumentation mit Fakten ?

Die Frage an sich ist schon unsinnig - wieso soll Planen einer Wirtschaft denn nicht gehen? Auch in einer kapitalistischen Ökonomie finden Planungen schließlich überall statt, und da hat keiner den geringsten Zweifel, dass solche Planungen „gehen“, wie z.B. von • Absatzstrategien • Produktionsabläufen, Just-in-time-Lieferungen • Straßenbauprojekten • der Haushaltsführung (Einteilung des knappen Einkommens für monatliche Ausgaben) etc.pp.

Dabei stoßen die jeweiligen Planer regelmäßig auf die im Kapitalismus herrschende Eigentumsordnung, die den Erfolg ihrer Planungen tangiert:

• Der Absatz soll idealerweise genau planbar sein – aber erst auf dem Markt, im Vergleich mit der Konkurrenz, einer nicht kalkulierbaren Größe, wird über den tatsächlichen Absatz entschieden. Zur Lösung dieses unauflöslichen Widerspruchs werden ganze Abteilungen von Absatzstrategen beschäftigt. • Bei Produktionsabläufen ist stets dem besonderen Gesichtspunkt der Kostensenkung Rechnung zu tragen; nur deswegen wird auch auf Just-in-time- Lieferungen durch andere Eigentümer bestanden, die zwar just-in-time liefern sollen, aber auch ihr Geschäft damit machen wollen. Was wiederum lauter Planerhirne beschäftigt. • Straßenbauprojekte sind deshalb so kompliziert zu planen, weil an jeder Ecke Eigentumstitel von Anliegern berücksichtigt werden müssen. • Die Einteilung des Einkommens für Lebensnotwendiges resultiert aus dessen knapper Bemessung als Lohn, mit dem eben deswegen nicht gut zu planen ist, weil er Kost für den Unternehmer darstellt (Lohnsenkung, Entlassungen).

Gegenüber solch komplizierten und absurden Planungen wären Planungen in einer vernünftig organisierten Gesellschaft, wo es darum ginge, dass „die Menschen sich mit minimalem Aufwand optimal versorgen“ (5), fast ein Kinderspiel, denn die genannten Gesichtspunkte, im Kapitalismus wie „ökonomische Sachzwänge“ (Eigentum, Kostensenkung, Konkurrenz, beschränktes Einkommen) wirkend, würden sämtlich entfallen! Was und wie produziert würde, hinge einfach von dem Kriterium ab, welche und wie viel Güter die Mitglieder einer solchen Gesellschaft für ihre Bedürfnisse haben wollten, welchen Aufwand ihnen deren Befriedigung Wert wäre und welche (z.B. natürlichen) Bedingungen sie dabei berücksichtigen müssten.

Ideologiekritik ?

Die Frage nach der Machbarkeit der Planwirtschaft ist also nur die geheuchelte Form der Kritik daran. Die Parteilichkeit – „Ich wäre ja dafür, wenn sie denn ginge!“ – ist nur die fieseTour, Argumente für ihre Unmöglichkeit vorzutragen. Da wird sie dann als nicht machbar 'entlarvt', indem an den Personen, welche sich gemäß den in der kapitalistischen Eigentumsordnung geltenden Sachzwängen aufführen (=“Charaktermasken“), Gründe für das Scheitern der alternativen Wirtschaftsweise ausfindig gemacht werden. Solche Argumente wollen ihre Schlagkraft daraus beziehen, dass sie aus dem Verhalten der Menschen, das ihren ökonomischen Beziehungen zueinander im Kapitalismus entspricht, ein Bild über den Menschen, seine zeitlose und unveränderliche Natur formen, diesen dann in einer ganz anderen Ökonomie vorstellig machen und dann alle übereinander herfallen sehen. 'Der Mensch ist des Menschen Wolf', heißt es da z.B., und damit will man nichts gegen die Konkurrenz von Eigentümern gesagt haben, sondern umgekehrt diese Gesellschaftsform mit der rechtsstaatlichen Regelung der Konkurrenzwidersprüche als die einzige der Menschennatur entsprechende behaupten. Man wird auch gar nicht darüber stutzig, dass bestimmte Menschengruppen, z.B. Lohnabhängige sich lammfromm ausnutzen lassen – ganz gegen die angeblich wölfische Menschennatur.

Solchen Kritikern gilt das übliche Vorteilsdenken, welches jeder notwendig entwickelt, der seine Interessen hierzulande nur in der Konkurrenz zu Anderen verfolgen kann, als Beweis für eine egoistische Menschennatur. Den kapitalistischen Zweck der Vermehrung von Geldreichtum führen sie ebenfalls nicht auf diese Sorte Ökonomie zurück, sondern auf die Unersättlichkeit und Maßlosigkeit des Menschen. Dabei lassen sich alle konkreten Bedürfnisse der Leute jeweils nur durch qualitativ und quantitativ dazu passende Mittel befriedigen – wer will schon morgens 100 Brötchen essen?! -; dagegen ist das 'Bedürfnis' nach abstraktem Reichtum in Form von Geld tatsächlich maßlos: Alle wollen immer mehr davon, weil er die prinzipielle Verfügungsmacht über alle Dinge darstellt, von welchen man durch die Eigentumsordnung ausgeschlossen ist. Dieses Bedürfnis entspringt aber nicht der Menschennatur, sondern resultiert aus dem Zweck der kapitalistischen Ökonomie, Geldreichtum zu vermehren. Auch dass Leute Dinge horten, kommt daher und nicht von ihrer Unersättlichkeit. Solch ein Umgang macht nur Sinn, wenn man dadurch den Ausschluss Anderer ausnutzen kann oder einem befürchteten eigenen Ausschluss zuvorkommen will. In einer Gesellschaft, in der alles nach dem Bedarf ihrer Mitglieder produziert würde, wäre diesem Treiben die Grundlage entzogen.

(C) Die Autoren changed: 24. Juli 2012